Medikamente - im Alter verändert sich die Wirkung

© Cecilie Arcurs E+ Getty Images
So, wie sich der Organismus mit dem Älterwerden insgesamt verändert, verändert sich auch der Stoffwechsel; er läuft (wie alles im Alter) etwas gemächlicher ab. Die Verdauung läuft nicht mehr auf Hochtouren (etwa die Magensäureproduktion oder die Darmperistaltik), ebenso der Nährstoffzu- und -abtransport über das Blut. Je mehr Geburtstage man gefeiert hat, umso mehr verändert sich die Körperzusammensetzung zugunsten des Körperfettanteils und zulasten von Eiweiß- und Wassergehalt. Die meisten älteren Menschen stellen irgendwann fest, dass bestimmte Nahrungsmittel oder Getränke, die ihnen früher gutgetan und geschmeckt haben, plötzlich nicht mehr bekommen – und so ähnlich verhält es sich mit Arzneimitteln, nur, dass hier die Zusammenhänge etwas komplizierter sind. Es ist für die Gesundheit grundlegend wichtig, dass solche Veränderungen bei der Medikation berücksichtigt werden; immerhin nehmen ungefähr 20 Prozent der um die 70-Jährigen dauerhaft mehr als fünf verschiedene Arzneimittel ein, die nur "funktionieren", wenn sie aufeinander und auf das Alter des Patienten abgestimmt sind.
So können Medikamente entgegen der auf dem Beipackzettel empfohlenen Dosierung sowohl schwächer als auch stärker wirken, als sie das bei vergleichsweise jungen Patienten täten. Also sollte die Dosierung immer individuell und nach Absprache mit dem Arzt erfolgen – und insbesondere, wenn ein Arzneimittel über einen sehr langen Zeitraum angewendet wird – dessen Effektivität im Auge behalten werden.
Mit zunehmendem Alter lässt die Leber- und Nierenfunktion gewöhnlich nach und wenn bereits Fett- oder Zuckerstoffwechselstörungen vorliegen, können Arzneien verzögert, länger, stärker oder auch schwächer wirken. Eine verzögerte Wirkung und der längere Verbleib im Körper können sogar schädlich/toxisch sein. Im besten Fall hat der Arzt seinen Patienten schon über Jahre betreut und weiß genau, ob und welche (chronischen) Diagnosen vorliegen, die zu beachten sind. Nur unter Berücksichtigung des Gesamtzustandes ist eine optimale Medikation möglich.
Ein hilfreiches Instrument, das die Behandlung älterer Menschen erleichtert, ist die Priscus-Liste, die Ärzte und Apotheker bei der Auswahl des geeigneten Arzneimittels unterstütz, indem sie 83 (für Senioren potenziell ungeeignete) Wirkstoffe, die sich zum Beispiel in Schmerzmitteln, Antibiotika, Antidepressiva usw. finden, benennt. Ebenso aufgeführt werden die passenden, unbedenklicheren Alternativen.
Wenn man als Patient den Eindruck hat, dass Medikamente nicht/nicht mehr so richtig wirken oder sogar Unwohlsein verursachen, sollte unbedingt der behandelnde Arzt darüber in Kenntnis gesetzt werden, damit die Medikation nötigenfalls angepasst werden kann. In Eigenregie diesbezüglich etwas zu ändern, ist zu gefährlich.

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